Paramentik

 

Die Nasenspitze fast am Stoff, die Nadel wie ein Skalpell in der Hand und mit einem Auge immer, fast immer auf Jesus geschaut.

So fertigten die Schwestern in den Stickzimmern ihrer Niederlassungen Stickereien an, die zum Kulturerbe der Menschheit zu zählen sind. Aus der Not, sich aus eigener Kraft finanzieren zu müssen, griffen die Schwestern schon mit Beginn ihrer Ordensgründung zur Nadel.

 

Sr. Franziska (Anna Maria Lauffs), ein Naturtalent in Sachen Nadelarbeit und mit „selbständiger Schöpferkraft ausgestattet“  leitete die ersten, im Oktober 1849 im Mutterhaus eingerichtet Paramentenwerkstatt.

Mit Hilfe der Fingerfertigkeit und künstlerischen Veranlagung von Sr. Franziska, umgeben von dem in der „Familie Fey heimischen Kunstgeschmack, und dem Verständnis, das Claras Bruder Andreas sich durch Studium und Betrachtung in langen Jahren erworben hatte“ , entstanden die ersten Messgewänder. „Am Fest Mariä Lichtmess 1849 wurde am Altar der Klosterkirche die erste Kasel aus eigener Fertigung getragen.“

Zur hohen künstlerischen Qualität der Paramente trugen in den Gründerjahren der Stickzimmer Entwürfe von Augustus Welby Northmore Pugin  bei, ein englischer Architekt und Architekturtheoretiker. Er war ein führender Vertreter des „Gothic Revival“. Über 60 katholische Kirchenbauten sind u.a. sein Werk zu nennen, darunter die Kathedrale des Bischofs von Nottingham (1844). Das Anliegen Pugins, die „Wiederbelebung der Gotik“, ist bis heute vielen der Paramenten aus den Werkstätten der Schwestern anzusehen.

Ein weiterer Unterstützer für die Bildgestaltung des liturgischen Ornates war der „später so bekannt gewordene Kunstarchäologe Dr. Franz Bock, (…) der manche klassische Vorlage besorgte.“  Auch galt die bis heute im Aachener Domschatz befindende „Blaue Kasel“ (sog. „Bernhardskasel“ , Aachen [?], 2. Hälfte 12.Jh.) besonders in seiner Form als Modell für den Zuschnitt der Messgewänder, und löste die bis dahin dominierende „Borromäus – Form“  ab.

Mit Nadel und Faden beteiligen sich die Schwestern so an der Verkündigung des Glaubens. Denn die Paramente sind mit ihren gestickten Bildern Botschaften, die Themen des Kirchenjahres von Advent bis Christi Himmelfahrt aufgreifen, oder heilige Frauen und Männer darstellen.

 

Diese Art der Verkündigung fand in den 1960ziger Jahren Ausdruck in gebatikten Stoffen, und findet bis heute eine kreative und landesübliche Gestaltung in den Niederlassungen der Schwestern in Kolumbien und Indonesien.

Die Stickereien fanden auch über Deutschland hinaus breite Wertschätzung und Bewunderung, ob nun durch Kardinal von Geissel, der „im Juli 1850 zum ersten mal (…) durch eine geschmackvolle gotische Kasel, die zu seinem Gebrauch bereit lag, angenehm überrascht“  wurde, oder durch Papst Pius IX, dem die Schwestern im Frühjahr 1867 ein Messgewand zum Geschenk machten .

Paramente waren (und sind) ein wesentliches Accessoire in der Feier eines katholischen Gottesdienstes. Die Gestaltung der Gewänder, die der Priester trägt (Messgewand / Kasel, Chormantel, Velum, Stola), die Stoffe, die den Altartisch schmücken (Altartuch, Antependium), die sogenannte Kelchwäsche (Palla, Korporale, Kelchvelum) sind neben ihrem pragmatischen Nutzen auch Ausdruck von Wertschätzung dessen, was besonders in der Eucharistiefeier sich ereignet. Die wertvoll gearbeiteten Paramente, ebenso wie die ganz einfach und bescheiden gehaltenen, sind Ausdruck des Lobes Gottes.

 

 

 

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